Interview mit Angela Kusel

Steckbrief:

  • Name: Angela Kusel
  • Alter: 55 Jahre
  • Wohnort: Insel Rügen (noch in Sassnitz, ab 01.08.2024 in Prora)
  • Ausbildung: Abitur 1987 in Rostock, Lehramt Gymnasium (Russisch, Englisch, ev. Religion) an der Uni Rostock
  • Werdegang:
    • Studium Lehramt Russisch/Englisch ab September 1987 noch in der DDR > 3. Studienjahr in der damaligen Sowjetunion in Rostow am Don (September 1989 – Juni 1990)
    • Auslandssemester in den USA (Februar – Mai 1991)
    • September 1993 – Juli 1995 Referendariat am Gymnasium in Bad Doberan
    • 1. Anstellung für Englisch, ev. Religion ab August 1995 am Gymnasium Bad Doberan
    • 2000-2007 Referentin für schulkooperative Arbeit im Kirchenkreis Rostock/Schulamtsbereich Rostock
    • Wechsel nach Stralsund zum Schuljahr 2007/2008
  • Schule und Fächer: JONA Schule Stralsund, Englisch Sek I und II, ev. Religion Sek I, stellv. Schulleiterin seit 2014 (Stundenplanung seit 2018, Studienleiterin seit 2020)

Kannst du uns einen kurzen Einblick in dein Leben geben?

Ich habe mein Abitur 1987 in Rostock gemacht und dann in Rostock Anglistik und Slawistik studiert. Sprache hat mich schon immer fasziniert. Während meines Studiums hatte ich die Möglichkeit, von 1989 bis 1990 in der Sowjetunion zu studieren. Das war eine verrückte Zeit. Ich war in Rostow am Don und in meiner Heimat änderte sich alles. Ich bin sozusagen mit der DDR-Mark in die Sowjetunion gestartet und mit der D-Mark wieder in Deutschland angekommen. Später erhielt ich ein Stipendium für ein Auslandssemester in den USA, wo ich auch meine ersten Erfahrungen im Unterrichten sammelte.

Wie ging es nach dem Studium weiter?

Nach meinem Studium habe ich mein Referendariat am Gymnasium in Bad Doberan absolviert. Parallel dazu war ich seit meiner Konfirmation 1983 in der kirchlichen Jugendarbeit aktiv. Die Zeit meiner Konfirmation hat mich sehr geprägt. Ich hatte das Glück von Joachim Gauck konfirmiert zu werden. Seinem Einsatz habe ich es auch stückweit zu verdanken, dass ich als Christin in der DDR, Abitur machen konnte. Seit meiner Konfirmandenzeit bin ich ehrenamtlich in der Kirche engagiert. Diese Tätigkeit begleitete mich während meines gesamten Studiums und darüber hinaus. Später wurde ich Jugenddelegierte im Lutherischen Weltbund für die Mecklenburgische Landeskirche und konnte an internationalen Konferenzen teilnehmen.

Dein Weg klingt wirklich spannend: Über Russland, die USA, Tansania, Hongkong und Brasilien nach Stralsund.

Ja, während meines Studiums hatte ich die Gelegenheit, an einer Schulpartnerschaft mit einer Schule in Tel Aviv teilzunehmen und meine Examensarbeit zum interkulturellen Austausch zu schreiben. Später war ich bei verschiedenen internationalen Konferenzen und Konferenzen vertreten, unter anderem in den USA, Hongkong, Tansania und Brasilien. Diese Erfahrungen haben mein Verständnis für andere Kulturen und Perspektiven erweitert und mich in meiner Arbeit als Lehrerin und in der kirchlichen Jugendarbeit stark beeinflusst.

Welche Rolle spielt die Sprache in deinem Leben und in deiner Arbeit?

Sprache hat immer eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt. Sie hat mir geholfen, persönliche Kontakte zu knüpfen und interkulturelle Verständigung zu fördern. Als Dolmetscherin und Lehrerin habe ich oft mit Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen gearbeitet und konnte so Brücken zwischen ihnen bauen. Auch in meiner Arbeit als Jugenddelegierte war Sprache ein Schlüssel zur Teilnahme an internationalen Konferenzen und zum Austausch mit Menschen aus aller Welt.

Angela, nach deiner Zeit in Bad Doberan bist du direkt an die JONA-Schule gekommen?

Genau, ich war bis zum Sommer 2007 in Bad Doberan. In dieser Zeit hatte ich eine Referentenstelle für Schulkooperative Arbeit im Kirchenkreis und im Schulamtsbereich Rostock inne. 2003 habe ich meinen Partner kennengelernt, der bereits auf Rügen lebte. Wir sind dann vier Jahre lang gependelt, aber schließlich haben wir beschlossen, dass wir keine Lust mehr darauf haben. Also musste ich eine Entscheidung treffen. Mein Partner hatte sich bereits ein gutes künstlerisches Standbein auf Rügen aufgebaut, und nach 15 Jahren in Bad Doberan war es für mich an der Zeit, etwas Neues auszuprobieren. Ich habe mich also im staatlichen Schulamtsbereich Greifswald beworben.

Aber du bist doch jetzt an einer Schule in freier Trägerschaft?

Tatsächlich war es 2007 gar nicht so einfach, eine Stelle zu bekommen. Ich hatte ein Angebot für Religionsunterricht auf der gesamten Insel Rügen, aber das war nicht das, was ich wollte. Glücklicherweise hat sich dann eine Gelegenheit ergeben, als mein Partner an einem Kunstprojekt teilnahm, bei dem Schülerinnen und Schüler und Eltern von verschiedenen Schulen, darunter auch von der Montessorischule in Stralsund und der Freien Schule auf Rügen teilnahmen. Die wussten von der JONA Schule und dass dort dringend Lehrkräfte gesucht wurden. Also habe ich mich einfach beworben und innerhalb einer Woche die Zusage erhalten. Es ging dann alles ganz schnell, und zum Schuljahr 2007/2008 bin ich an der JONA Schule eingestiegen. Die ältesten Schülerinnen und Schüler an der Schule waren damals in der sechsten Klasse.

Wie waren deine ersten Jahre an der Schule?

Anfangs war ich Fachlehrerin für Englisch und habe in den Klassen 3 bis 6 unterrichtet. Außerdem habe ich Religionsunterricht gegeben, sogar in der ersten Klasse. Das war wirklich süß. Zusätzlich war ich für die Organisation der wöchentlichen Andachten und Schulgottesdienste verantwortlich und kümmerte mich um das evangelische Profil der Schule. Im nächsten Schuljahr wurde ich Klassenlehrerin einer fünften Klasse, wir waren die ersten, die in das neue Schulgebäude einzogen. Von dort aus haben wir dann die Sekundarstufe 1 aufgebaut, und jedes Jahr kam eine neue Jahrgangsstufe dazu. Es war ein intensiver Entwicklungsprozess, den ich aktiv mitgestalten durfte.

Das klingt nach einer spannenden Zeit. Was hat dich dazu bewegt, an der JONA-Schule zu bleiben?

Einer der Hauptgründe ist sicherlich, dass ich die Entwicklung der Schule hautnah miterleben und mitgestalten konnte. Meine Arbeit an der Schule war von Anfang an stark von meinen eigenen Erfahrungen und Ideen geprägt. Außerdem schätze ich die Möglichkeit, an einer Schule in freier Trägerschaft zu arbeiten, wo ich mehr Gestaltungsfreiheit habe. Auch die Zusammenarbeit im Team, sowohl innerhalb der Schule als auch innerhalb der Schulstiftung der Nordkirche, ist für mich sehr bereichernd. Ich bin ein Teamplayer und arbeite gerne mit anderen zusammen, um die Stärken jedes Einzelnen zu nutzen und uns gegenseitig zu ergänzen.

Was macht für dich die Arbeit als Lehrerin aus? Für mich ist es besonders spannend, die Welt aus der Perspektive der Schülerinnen und Schüler zu sehen. Ich versuche immer, offen zu sein und ihre Fragen und Anregungen aufzugreifen. Besonders am Herzen liegen mir die Schülerinnen und Schüler, die vielleicht mit besonderen Herausforderungen zu kämpfen haben. Ich möchte sie unterstützen und stärken, damit sie auch im Leben gut zurechtkommen. Außerdem genieße ich es, neben dem Unterricht auch gemeinsame Projekte und Erlebnisse zu haben, sei es durch Theaterprojekte, Gottesdienste oder Klassenfahrten. Es ist schön zu sehen, wie sich die Schülerinnen und Schüler dabei weiterentwickeln und über sich hinauswachsen.

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